„Falken“ mit erster Niederlage

(msc) Es war die Szene, die das gesamte Spiel auf den Punkt bringt. Nils Heckmann, Torhüter des TSV Birkenau, ging nach 17 Minuten vom Feld. Er hatte gerade das 5:8 kassiert, war stinksauer über die eigene Leistung. Bevor er sich setzte, trat er erst einmal die vor ihm stehende Wasserflasche weg – Frust pur.

Seine Miene sollte sich noch vor der Pause aufhellen. Torwart-Kollege Ruven Dietrich hielt überragend, gab folglich auch seinen Vorderleuten Sicherheit. Diese drehten mit einer starken Abwehr im Rücken auf und drehten den Spielverlauf auf den Kopf. In der zweiten Hälfte kam Pforzheim/Eutingen II aber bärenstark zurück und sicherte sich so denn 31:28-Sieg. „Ich hatte ja gesagt, wir dürfen uns erst über die Punkte in Bretten freuen, wenn wir sie dann auch daheim holen“, sagte Birkenau-Trainer Gabriel Schmiedt: „Die beiden Zähler nimmt uns zwar keiner mehr, aber das heute ist ärgerlich. Wir hatten die Möglichkeit zu gewinnen, das hat man in der ersten Hälfte gesehen.“

Die „Falken“ kamen von Beginn an nicht so richtig rein in die Partie. Zwei Siebenmeter mussten herhalten für die ersten beiden Treffer, danach fingen sie einen 3:0-Lauf von Pforzheims. Birkenau vermisste sowohl die Zielstrebigkeit der letzten Wochen, als auch das nötige Glück. Sinnbildlich dafür: Nils Heckmann, dem in kürzester Zeit bei zwei guten Paraden der Ball doch noch durch die Finger rutschte. Der Torhüter kam aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus, Ruven Dietrich ersetzte ihn kurz danach. Die SG hätte sogar noch höher in Führung gehen können, hatte aber ebenfalls einige technische Fehler parat. Lobend zu erwähnen ist eine Aktion von Pforzheims Jonas Stegmüller. Der Kreisläufer korrigierte das Schiedsrichter-Gespann und verzichtete so auf den unrechtmäßigen Ballbesitz. Auch darüber hinaus sahen die Zuschauer eine äußerst faire Partie, in der die Hausherren nach ihren Anfangsschwierigkeiten besser ins Spiel fanden. Als die „Falken“ nach dem 11:9 von Sascha Höhne davon zu ziehen drohten, zog Gäste-Trainer Carsten Lipps seine erste Auszeit. Doch der TSV war nun im Spiel – wie Torwart Ruven Dietrich. Der hielt den ersten Abschluss nach der Besprechungspause direkt fest, nahm den Pforzheimern so den Wind aus den Segeln. Nächster Angriff, gleiches Bild: Dietrich parierte, seine Vorderleute netzten ein – 13:9. Dietrichs Ritual nach abgewehrten Schüssen? Er drehte sich Richtung Bank, streckte die Faust in die Luft. Dort ballte auch Nils Heckmann die Faust und feuerte seinen Kollegen lautstark an. Die Torhüter nahmen das gesamte Team mit, zur Halbzeit führte der Birkenauer Traditionsverein mit 16:13.

In der Pause traf Lipps dann aber offensichtlich den richtigen Nerv bei seiner SG Pforzheim/Eutingen. Sein Team wurde konstanter, glich schnell auf 16:16 aus. „Das ist Schade. Wir gehen mit einer Minute Überzahl in die Halbzeit und starten gleich mit 0:3. Da bleibt dann auch vom zwischenzeitlichen Fünf-Tore-Vorsprung nichts übrig.“ Selbst der folgende 3:0-Lauf Birkenaus lies die Goldstädter kalt: Ein Doppelpack sicherte in der 42.Minute das 22:22, Alexander Bosser legte die zum 23:22 für die Gäste nach. Doch die Drittliga-Reserve brachte sich selbst aus dem Konzept: Bossert kassierte eine Zeitstrafe, Birkenau glich umgehend durch den Rückkehrer Phillip Kinscherf aus. Die Partie wurde hektischer. Schmiedt reagierte nun auch auf die starke Torausbeute der Gäste in Halbzeit zwei. Er brachte Nils Heckmann zurück zwischen die Pfosten. „Die Torhüter waren heute nicht der große Rückhalt, der sie sonst sind“, erklärte Schmiedt die phasenweise unglückliche Leistung der Schlussmänner, nahm sie aber im gleichen Atemzug in Schutz: „Das hat aber dann auch mit der Abwehr zu tun.“ Das Spiel spitzte sich zu, eine packende Schlussphase erwartete die Zuschauer in der Langenberghalle. Pforzheim legte vor, Birkenau glich aus – immer und immer wieder. Als Bossert diese Regel per Siebenmeter zum 30:28 brach, nahm Schmiedt die Auszeit. 103 Sekunden, eine letzte Chance sein Team in die richtige Bahn zu lenken – doch sie verpuffte. Pforzheim fügte den kämpfenden, aber unter dem Strich glücklos agierenden Gastgebern die erste Saisonniederlage zu. Der Grund, den Schmiedt dafür ausgemacht hat, macht indes Hoffnung für den TSV: „Wir haben zu individuell gespielt – jeder wollte die Mannschaft irgendwie mitreisen – das hat aber nur teilweise geklappt.“

TSV Birkenau:
N.Heckmann, R.Dietrich; Höhne 13/3, Suschlik, Fey 5, Schmidt, Varak, Kinscherf 2, Baumann, Böhm 1, S.Dietrich 1, L.Heckmann 1, Kleis 5/1

SG Pforzheim/Eutingen II:
Handtmann, Wark; Schlögl 1, Zucker, Müller 1, Wilhelm 4, Strehlau 5, Bossert 7/2, Stegmüller, Gerwig 3, Gerstner 6, Langenfeld, Ruf 2, Kraus 2

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