Birkenau siegt im Hexenkessel

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(msc) Die Gefühlsregungen von Marian Kleis spiegelten die volle Bandbreite der Birkenauer Leistung wieder. Nach 18 Minuten streckte er die Faust in die Luft und stieß einen lauten Jubel aus – kurz zuvor hatte er einen Wurf abgeblockt und beim Stand von 8:8 den Ballbesitz zurückgeholt. Vier Spielminuten später dann das andere Extrem. Nachdem der TSV Birkenau einmal mehr an der Defensive der TSG Eintracht Plankstadt gescheitert war, blickte Kleis gen Himmel und schnaufte tief durch. Am Ende hatte der frischgebackene Vater dann aber wieder allen Grund zum Lachen, denn seine Mannschaft sicherte den Sieg. Coach Gabriel Schmidt wusste aber, dass dies ein hartes Stück Arbeit war. „Die Emotionen kochten bei den leidenschaftlichen Zuschauern hoch, aber wir müssen in dieser Saisonphase keinen Schönheitspreis mehr gewinnen“, urteilte er über einen „hart erkämpften 31:28-Sieg“. Wie schwer es in Plankstadt werden würde, wusste er schon vor Spielbeginn: „In der Schlussphase der Saison gegen eine Mannschaft, die gegen den Abstieg kämpft zu spielen, ist nicht leicht.“

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Die Partie war tatsächlich vom Start weg sehr umkämpft, keines der beiden Teams konnte sich absetzen. Interessant war die Anfangsphase trotzdem, denn es gab einiges zu bestaunen. Zum einen waren da die harten, körperlichen Zweikämpfe zwischen der den beiden Mannschaften. Zum anderen die Gefühlsregungen der Akteure. Und zusätzlich gab es noch eine absolute Kuriosität oben drauf – eine Kopfballvorlage des Schiedsrichters. Bei einem Wurfversuch von der Außenposition verlor der Plankstädter Linksaußen das Spielgerät aus der Hand, der Weg ins Toraus war eigentlich vorbestimmt. Eigentlich, denn der Schiedsrichter stand noch im Feld, bekam den Ball auf den Kopf. Von dort sprang er zurück in die Hände der Gastgeber, die den etwas perplexen TSV-Torhüter Nils Heckmann überwinden konnten – 12:11.

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Doch Birkenau gab die passende Antwort, Spielmacher Gerrit Fey tankte sich bis vors Tor durch und wuchtete den Ball in die Maschen. Heim-Trainer Niels Eichhorn wusste, dass die Wut im Bauch der Blauen gefährlich werden konnte und zog umgehend die Auszeit. Nach der Pause ging es weiter, wie es zuvor aufgehört hatte: Mit einer umkämpften Begegnung und aufgeriebenen Nerven. Der vorläufige Höhepunkt: Sekunden vor dem Pausenpfiff sicherte sich Fey den Ball, wurde im Mittelfeld dann unsauber gestoppt. Das Ergebnis: Plankstadt kam mit einem Mann weniger aus der Pause, doch zunächst ging es mit 15:15 in die Kabinen – eine Unterbrechung, die beiden Teams gut tat.

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Der Start in den zweiten Abschnitt war für den Traditionsverein aus Südhessen vielversprechend. Nils Heckmann parierte gleich den ersten Wurfversuch der Gastgeber. Stefan Dietrich holte im Gegenzug eine Zeitstrafe heraus, Sascha Höhne erzielte vom Siebenmeterpunkt die Führung. Dann reagierte Gerrit Fey in der Abwehr schneller als der Gegner und klaute sich den Ball, den er im Gegenstoß stilecht verwandelte. Defensiv hat auch Peter Spatz ordentlich mit geholfen, das Tor zu verriegeln. „Er hat als 1b-Spieler zum ersten Mal mitgemacht und hat – wie alle anderen – gut gedeckt und sich so nahtlos eingebracht“, lobte Schmiedt: „Das war ganz wichtig.“

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Es dauerte nicht lange, dann legte Fey das 18:15 nach, ehe sich Keeper Heckmann drei weitere Male gegen freistehende Plankstädter auszeichnen konnte. Die „Falken“ legten nach, dann mussten sogar zwei Eintracht-Spieler vom Feld – die Chance für die Odenwälder, entscheidend weg zu ziehen. „Geholfen hat uns der gute Start in die zweite Halbzeit, in der wir uns etwas abgesetzt haben“, so Schmiedt. Bis zum 20:15 funktionierte das auch, dann kam die abstiegsbedrohte Eintracht aber wieder ins Spiel. Schritt um Schritt schmolz die Führung der Gäste, bei etwas mehr als einer Viertelstunde Restspielzeit stand es plötzlich 19:21.
Es kam wie es kommen musste, die Schlussphase war spannender als zwischenzeitlich angenommen. Die Defensivreihe der Südhessen stand zwar gestützt auf einen bärenstarken Nils Heckmann stark, das Passspiel von hinten heraus ließ allerdings in Sachen Genauigkeit zu wünschen übrig.

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Doch auch die Hausherren machten nun Fehler, standen unter anderem zu acht auf dem Feld. „Sascha Höhne hat auch immer wieder in wichtigen Situationen Tore erzielt, er hatte erheblichen Anteil am Erfolg“, hatte Schmiedt einen weiteren Vorteil der „Falken“ entdeckt. Die fällige Strafzeit der Gäste bei sieben verbleibenden Minuten und einem Fünf-Tore-Rückstand war letztendlich zu viel, um noch am überraschenden Punktgewinn zu schnuppern. Unter dem Strich gewinnt der TSV Birkenau das Spiel mit 31:28, lässt aber auch einige Nerven in Plankstadt – zumal es in der Schlussphase noch einmal knapper wurde. „Wäre es kurz vor Schluss Unentschieden gestanden, hätten wir vielleicht mit einem unglücklichen Tor verloren“, war TSV-Trainer Schmiedt heil froh, dass seine Jungs den Vorsprung zuvor ausgebaut hatten.

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TSG Eintracht Plankstadt:
Brömel, Kaiser; Koznietzny, Pristl 4, Maier 4, Bastel 1, Koffeman 3/2, Großhans 2, Duwe, Stadler, Denne 3/1, Kemptner 7, Verclas 4.

TSV Birkenau:
N. Heckmann, R. Dietrich; Höhne 12/5, Fey 4, Schmidt 2, Kinscherf 1, Baumann, Böhm 2, S. Dietrich 1, Spatz, L. Heckmann 3, Kleis 6.

Fotos: Dr. Uwe Klein

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