Gute Voraussetzungen, etwas aufzubauen

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Der neue Trainer des Oberligisten TSV Birkenau erwartet eine schwere Runde und erläutert seine Philosophie: ,,Spiele werden nicht nur über hohes Tempo, sondern vor allem wieder in der Abwehr gewonnen“

Zu Gast beim 21. Tannenbuckelturnier des TSV Birkenau war auch der neue Trainer der Oberliga-Männermannschaft, Roger Grössl. Über den Stand der Planungen, den Kader der neuen Saison und sein Jugendkonzept sprach Grössl mit dem Starkenburger Echo.

ECHO: Seit wenigen Wochen sind Sie offiziell Trainer des TSV Birkenau. Wie kam das zustande?

Roger Grössl: Es war ja bekannt, dass ich beim TV Schriesheim aufhören würde. Daraufhin hat sich auch der TSV Birkenau bei mir gemeldet, denn ich bin ja auch aufgrund meiner aktiven Zeit nicht unbekannt in der Region.

ECHO: Wieso dann gerade der TSV Birkenau?

Grössl: Da spielt auch die Vergangenheit eine Rolle. Ich erinnere mich gerne an die Duelle zwischen meinem Stammverein SG Leutershausen und dem TSV Birkenau. In den Gesprächen mit den Verantwortlichen des Vereins haben wir alle gemerkt, dass die Chemie stimmt.

ECHO: Wie sieht Ihre Planung für die neuen Punktrunde aus?

Grössl: Das ist beim momentanen Stand der Vorbereitung schwer zu sagen. Fakt ist, dass es eine schwere Runde wird, dennoch gibt es in Birkenau glänzende Voraussetzungen, etwas aufzubauen. Der Verein leistet eine hervorragende Jugendarbeit; wir haben sehr gut ausgebildete Jugendspieler. Da kann man mehr daraus machen, als man sich jetzt vorstellt.

ECHO: Wie lautet die Zielsetzung für die Saison 2010/11?

Grössl: Das ist schwer zu sagen, da die Personalplanungen noch nicht abgeschlossen sind. Wir haben es uns auf alle Fälle zum Ziel gesetzt, dass wir mit dem Abstieg aus der Oberliga nichts zu tun haben wollen. Das wird schwer genug, denn es heißt momentan, dass die Liga aus 17 Mannschaften bestehen wird und es sechs Absteiger geben kann. Wegen der Neustrukturierung von oben herunter mit einer eingleisigen Zweiten Liga und nur noch vier Dritten Ligen rückt das Feld auch in der Oberliga viel enger zusammen. Und dass es eine hohe Leistungsdichte gibt, hat die vergangene Saison schon gezeigt.

ECHO: Sie sprachen von den noch nicht abgeschlossenen Personalplanungen. Inwieweit steht der Kader des TSV für die Oberliga Baden-Württemberg?

Grössl: Größtenteils. Schade ist es, dass wir Simon Spilger an die SG Leutershausen verloren haben und Torwart Andreas Fischer wieder zum TV Großsachsen geht. Aber wir haben auch gute Zugänge. Peter Spatz, den man ja auch in Birkenau kennt und dessen Bruder Michael Nationalspieler ist, kommt aus Schriesheim, Philip Attrot von der Landesliga-Mannschaft der SG Leutershausen und Dennis Schäfer aus Brühl. Hinzu stoßen Philipp Kinscherf und Simon Reisig aus der A-Jugend. Aber wir halten auch noch alle Augen und Ohren offen und stehen in Verhandlungen.

ECHO: Welchen Eindruck haben Sie nach den ersten Trainingseinheiten?

Grössl: Einen sehr positiven. Ich bin beeindruckt, mit welchem Einsatz und welcher Motivation momentan trainiert wird. Aber wir wissen auch, woran wir arbeiten müssen.

ECHO: Welche Defizite wollen Sie als erstes angehen?

Grössl: Wenn man sich die abgelaufene Saison ansieht, dann fällt auf, dass die Birkenauer Mannschaft zu viele Gegentreffer bekommen hat. Die Abstimmung scheint hier nicht immer so gestimmt zu haben. Die Verletzungssituation in der vergangenen Runde ist mir natürlich auch bekannt. Über das Trainieren von verletzungsprofilaktischen Übungen will ich dem mit unseren Physiotherapeuten ein wenig entgegenwirken.

ECHO: Der ehemalige Trainer Tonci Peribonio hat auf ein Jugendkonzept setzen wollen, welches vom Verein abgelehnt wurde. Jetzt sind Sie der neue Trainer und wollen ebenfalls auf ein Jugendkonzept setzen, was dem von Peribonio doch sehr ähnelt.

Grössl:
Jeder, der ein Jugendkonzept hat, will dieses auch verkaufen, denn nur über den Nachwuchs lebt eine Mannschaft. So werden auch bei mir die talentierten A-Junioren bei den ersten Mannschaft  mittrainieren. Dass eine enge Verzahnung zwischen erster und zweiter Mannschaft sowie den A-Junioren notwendig ist, ist unbestritten. Daher ist es wichtig, dass die Trainer und Spieler aller Mannschaften auch dieselbe Sprache sprechen.

ECHO: Im Trainerstab gab es aber auch Änderungen?

Grössl: Richtig. Mir zur Seite steht Angelo Hempler, der hauptsächlich Torwarttrainer ist, aber auch weitere Aufgaben übernehmen soll. Als Trainer der Reserve hat Herbert Fath Örs Konrad abgelöst.

ECHO: Wie würden Sie Ihre Philosophie als Trainer beschreiben?

Grössl: Auf der einen Seite will ich sicher auch den schnellen, modernen Handball spielen. Aber aus meiner Erfahrung heraus bin ich auch ein wenig Traditionalist. Wenn man sich die internationale Spitze mit Teams wie dem THW Kiel oder der französischen Nationalmannschaft ansieht, dann erkennt man, dass die Spiele heute nicht nur über hohes Tempo, sondern vor allem auch wieder in der Abwehr gewonnen werden. Daher lege ich großen Wert, meinen Spielern in der Abwehr eine individuelle Ausbildung zu geben und ihnen zu zeigen, wie viel eine richtige Körpersprache hier ausmachen kann. Ich möchte auch die älteren Spieler nicht vergessen und diese weiter fördern, aber auch immer wieder junge, hungrige Talente d einbauen, die den Alten Respekt gegenüber bringen, aber auch über ihre Leistungsfähigkeit immer neu herausfordern.

ECHO: Was wünschen Sie sich für die Zukunft beim TSV?

Grössl: Ich wünsche mir eine Bereitschaft, gemeinsam langfristig den Weg zu gehen. Dass man auch ein wenig mehr Geduld mit der Mannschaft hat. Ein Trainer wird sehr oft nur an kurzfristigen Erfolgen gemessen, doch damit kann man sich auch irren.

Zur Person:

Roger Grössl war als Spieler seit der D-Jugend bei der SG Leutershausen und mit den Bergsträßern in Bundes- und Zweiter Liga am Ball; Mitglied des deutschen Juniorennationalteams, Olympiakader 1980 (Boykott der Spiele von Moskau); nach einem Schien- und Wadenbeinbruch Spielertrainer in Mannheim. Weitere Trainerstationen: SG Leutershausen 1b (Aufstieg in die Regionalliga), SG Hamburg-Bergedorf (Aufstieg in die Regionalliga), 2006 bis 2010 TV Schriesheim.

Quelle: Echo-online.de

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