Hinter dem TSV Birkenau liegt eine dubiose Saison in der Baden-Württemberg-Oberliga. Drei verschiedene Trainer. Ein neues Management-Team, das sich als solches nicht verstand und ebenso wenig funktionierte wie die Mannschaft selbst. Fast logisch, dass es da auch sportlich nicht lief und der Ligaverbleib deshalb nur mit Ach und Krach gepackt wurde.
Vielleicht musste es ja aber so schlecht laufen, um einen richtigen Neuanfang machen zu können. Den gab es jetzt beim TSV – und jetzt gibt es eine echte Chance, dass es besser wird.
Es gibt nur einen Kapitän
„Wir wollten klare Strukturen und die haben wir jetzt“, sagt TSV-Chef Peter Denger. Vorher hatten wir zwei Trainer, zwei Ansprechpartner, zwei Chefs.“ Und damit keine Hierarchie. „Jetzt haben wir mit Trainer Roger Grössl einen Kapitän und in Co-Trainer Angelo Hempler seinen ersten Offizier.“ Und die sollen dafür sorgen, dass das TSV-Flaggschiff seinen Kurs hält und sicher im Hafen landet.
Mit dem Abstiegskampf will die junge Mannschaft in dieser Saison nämlich überhaupt nichts zu tun haben. Und zudem wollen sie ihre „Kuscheleinheiten“ gleichmäßig verteilen. Grössl schätzt an Hempler, der auch schon Frauentrainer der HSG Hemsbach/Sulzbach war, dessen Stärken als Torwart-Trainer und die absolute Loyalität.
Team-Werte vermitteln
„Ich werde als Saisonziel nicht nur den Ligaverbleib ausgeben, damit liefere ich der Mannschaft ja gleich eine Entschuldigung mit, dass wir nur so gut spielen, dass wir nicht absteigen“, sagt Roger Grössl. Der ehemalige Bundesliga-Spieler weiß, was er will. Eine echte Mannschaft, die funktioniert. Und wenn dieses Teambuilding gelingt, dann hat Birkenau wieder Perspektiven: „Wir wollen uns in der Klasse etablieren, um längerfristig auch wieder andere Ziele angreifen zu können.“
Das Erfolgsrezept des Mannes, der nie das Vereins-Gesamtkonstrukt aus den Augen verliert, ist einfach: Den Spielern sollen wieder Werte vermittelt werden. „Die Mannschaft muss sich entwickeln, muss das Miteinander genauso lernen wie Verantwortung zu übernehmen. Nur wenn die Jungs kapieren, was es bedeutet in einer Mannschaft zu spielen, kann etwas Gemeinsames wachsen.“
Hauptsponsor weggebrochen
Die Mannschaft des letzten Jahres hat Grössl fast unverändert übernommen. Mit Andreas Fischer und Simon Spilger verließen allerdings zwei Leistungsträger den Verein. Der TSV macht keinen Hehl daraus, dass er seinen Torwart Fischer in einer Zeit ziehen lassen musste, als Hauptsponsor Inter-Versicherungen unangekündigt abgesprungen war und Birkenau vor einem großen Finanzierungs-Problem stand. „Wir arbeiten hart daran, dass wir diesen Ausfall kompensieren können. Das kann uns aber nicht sofort gelingen“, sagt TSV-Geschäftsführer Daniel Götz. Und Denger ergänzt: „Wir geben nur das aus, was wir sicher in der Tasche haben. Wir verlassen und nicht auf Versprechungen.“
Jörg Kunze in Beraterfunktion
Götz ist weiterhin für die Finanzen der Spielbetriebs GmbH zuständig. „Das Team, das wir letztes Jahr um diese Zeit aufgestellt hatten, hat nicht funktioniert“, gibt er unumwunden zu. Deshalb hat sich Götz jetzt im ehemaligen Zweitliga-Akteur Jürgen Schmitt und Nationalspieler Jörg Kunze zwei kompetente Mitstreiter gesucht, die ihn – ohne Amt – unterstützen. Kunze wohnt in Birkenau und steht dem TSV in Sachen Sponsorenakquise und Spielersichtung beratend zur Seite. „Ich kann eben nicht vom Handball lassen. Und wenn ich mit meinen Kontakten die ein oder andere Tür öffnen kann, mache ich das gerne.“
Die sportliche Verantwortung in der Spielbetriebs GmbH hat Markus Walter. Und der freut sich darauf, „dass wir eine junge Mannschaft mit Potenzial zusammengestellt haben.“ Peter Denger ergänzt: „Wer etwas bei uns lernen will, hat dazu die Chance.“ Das gilt nicht nur für die jungen Neuzugänge, sondern auch für den Birkenauer Peter Spatz, der es bei seiner Rückkehr zu den Wurzeln noch einmal richtig wissen will.
Herbert Fath neuer Ib-Trainer
Weil die Birkenauer schon einmal dabei waren, alles neuer und klarer zu strukturieren, trennten sie sich auch von Ib-Trainer Örs Konrad. „Wenn man eine Regierung umbildet, dann richtig“, sagt Peter Denger. Der Großsachsener Herbert Fath, zuletzt Trainer des TSV Viernheim, übernimmt diesen Part. Für die A-Jugend ist Sebastian Brehm zuständig. „Wenn es um den Austausch von Spielern gehen, bedarf es keiner großen Sitzungen“, sagt Grössl. Alle hätten verinnerlicht, dass es um die Entwicklung des Gesamtvereins ginge. Und dessen Flaggschiff sei nun einmal die erste Mannschaft.
„Abnehm-Wette“ als Motivation
Dass bei allem Ehrgeiz im Training auch Spaß angesagt ist, erklärt sich übrigens an einer Szene: Der Trainer findet zwei Spieler übergewichtig. Und weil er auch abnehmen will, hat er nun eine Wette laufen, wer am schnellsten fünf Kilo abgenommen hat. Motivation, spielerischer Konkurrenzkampf und über allem der Gedanke der kollektiven Arbeit – so soll der TSV wieder zu neuer Stärke finden. Der Trainer lebt es seiner Mannschaft schon einmal vor.
Quelle: WNOZ