(msc) Es war ein Derby, das eigentlich keinen Verlierer verdient hatte. Löwen gegen Falken, Heddesheim gegen Birkenau – viel mehr hat die Badenliga nicht zu bieten. Genau das bewiesen beide Teams gestern Abend in der Nordbadenhalle – indem sie den Gegner immer wieder regelrecht zu Fehlern zwangen und selbst jeden Trick aus der Kiste packten um irgendwie zu punkten. Unter dem Strich gelang das den Löwen etwas besser, doch das 28:25 spricht bei genauerer Betrachtung für beide Teams. „Es war ein geiler Rahmen, die Mannschaft hat sich durch die Zuschauer anstecken lassen und die Aufgabe gut gelöst“, freute sich Heddesheims Spielertrainer Martin Doll. Birkenaus Coach Gabriel Schmiedt hatte dagegen weniger positives auf seinem Fazit-Zettel stehen: „Wenn du dich für die ganzen schönen Ballstafetten belohnen willst, dann musst du eben auch treffen.“
Den ersten Schock mussten die Falken bereits früh verdauen: Kapitän und Spielmacher Gerrit Fey verletzte sich schon in der Anfangsphase. Am Spielstand ließ sich das aber zunächst nicht ablesen. Es war lange ausgeglichen, die Birkenauer hatten sogar immer wieder die Nase vorne. Heddesheim versuchte zwar ebenfalls, alles rauszuholen doch die fast vollbesetzte Nordbadenhalle schien auch ein wenig für wackelige Hände zu sorgen. Nach einer Viertelstunde – die Hausherren lagen bereits mit zwei Treffern zurück – krallte sich TSV-Akteur Sascha Höhne dann das Spielgerät und jagte über das Feld. Der starke SG-Keeper Robert Dulina vereitelte den Alleingang zwar, doch gegen den zweiten Versuch von Robin Helbig war auch er machtlos. „Der Anfang war gut“, so Schmiedt: „Schade das wir zur Pause nicht mehr so hoch in Führung waren.“
6:9, die Löwen standen mit dem Rücken zur Wand – und konnten sich bei ihrem Torhüter bedanken, dass es nicht noch höher ausfiel. Vier Minuten später war er gegen Marian Kleis erneut zur Stelle, sein Coach zog die Auszeit. Doch auch das half vorerst nichts. Kurz vor der Pause kippte das Momentum jedoch: Die Falken agierten nun nervöser, leisteten sich technische Fehler, während die SGH mit den vielen kleinen Nickligkeiten besser zurecht kam und durch Lukas Braun sogar zum Ausgleich kam.
Die zweite Hälfte zeigte zunächst ein Abbild der ersten. Birkenau war bereits mit einem Tor Vorsprung in die Pause gegangen, hatte dann auch in den ersten Minuten immer die Nase vorne – wenn auch nur knapp. Doch so leicht geht es in einem Derby nicht. Die gute Nachricht für Heddesheim: Sie waren auch jetzt noch auf Tuchfühlung. Die Schlechte: Birkenau biss sich ins Spiel und konnte nun auch wieder auf Fey zurückgreifen.
Nach 44 Minuten war es dann trotzdem so weit: Alexander Ross traf zum 20:19 für Heddesheim, Tobias Seel legte nur 34 60 Sekunden später nach. Schmiedt hatte keine andere Wahl, musste nun schleunigst die Auszeit nehmen. Er hatte Redebedarf: „Wenn der Ball im Kreis ist, muss man ihn erst holen bevor man den Gegenstoß läuft – dadurch haben wir drei, vier Gegentore bekommen“, war der Coach verärgert. Eine Viertelstunde war noch auf der Uhr und plötzlich war die Partie auf den Kopf gedreht. Die Falken liefen nun einem Rückstand hinterher, die Löwen versuchten diesen mit ihren Fans im Rücken zu verteidigen. Und diese gaben den Löwen nun ordentlich Kraft. Birkenau gab sich nicht auf, warf sich in jeden Ball – doch Heddesheim hatte ebenfalls noch genug Reserven im Tank, um auch in der Endphase Vollgas zu geben.
Bezeichnend das Tor zum 24:22. Die SGH ist im Zeitspiel, hat bei einem Freiwurf nur noch zwei Pässe übrig. Anstatt allerdings hektisch zu werden, nutzten die Löwen beide Pässe und sicherten so die Zwei-Tore-Führung. Die Falken waren nun gezwungen, mehr zu riskieren – und wurden dafür bitterböse bestraft.
SG Heddesheim:
Hoffmann, Dulina; Walzenbach, Seel 9/3, Pugar, van Marwick 3, Badent 3, Karnaja, Pagliara, Braun 4, Ross 2, Doll 5, Medler 2, Kettner.
TSV Birkenau:
Heckmann, Fremr; Höhne 6/3, Fey 2, Kümpel 2, Barrientos 2, Kinscherf, Böhm 3/1, S. Dietrich 1, Zehrbach, Helbig 4, Schneider, Kleis 2, Conrad 3.
Bilder: Dr. Uwe Klein