(msc) Offensivfouls, Schrittfehler, katastrophale Abspiele und schwache Würfe – die letzte Badenligapartie des Jahres 2018 sollte rein sportlich auch eine der schlechtesten werden. Eines fehlte ihr dagegen nicht: Die Spannung, zumindest was die ersten 45 Minuten anging. Die HSG St. Leon/Reilingen machte es den Gästen des TSV Birkenau alles andere als leicht, musste sich unterm Strich aber doch mit 31:25 geschlagen geben. Auch, weil Birkenaus Jonas Böhm seine Teamkollegen durch die Partie trug und in der umkämpften Phase der Partie viel Verantwortung übernahm. Der blieb allerdings zurückhaltend, lobte das Team stattdessen. „Wir sind nach Problemen am Anfang gut in die Abwehr gekommen und haben das gemacht was uns stark macht“, erklärt Böhm: „Über eine gute Defensive sind wir in den Angriff gekommen, haben deren Abwehr in Bewegung gebracht und konnten so leichte Tore aus dem Rückraum machen.“ Der Erfolg trug die Gäste sogar auf den zweiten Tabellenplatz – in Sachen Pluspunkte sogar auf einer Wellenlänge mit dem Spitzenreiter.
Ein letztes Mal wollten beide Teams alles aus sich herausholen, bevor es in die verdiente Winterpause geht. In solchen Spielen können Kleinigkeiten entscheidend sein – entsprechend überlegt gingen beide Teams zu Werke. Die erste Viertelstunde blieb ausgeglichen, einen Vorteil konnte sich kein Team erspielen, auch weil eben keine der beiden Mannschaften einen Nachteil zuließ. „Marian Kleis hat gefehlt, Matthias Conrad ist immer noch angeschlagen – die andere Besetzung hat man uns zum Beginn schon etwas angemerkt“, gibt auch Böhm zu, dass die Anfangsphase nicht der beste Handball war, denn die TSV Falken zeigen können. Nach 19 Minuten versuchte dann TSV-Coach Axel Buschsieper von der Bank ein paar Prozentpunkte mehr auf die Falken-Seite zu ziehen und nahm die Auszeit. Mit Erfolg: Aus dem 7:8-Rückstande machte seine Truppe einen 10:8-Vorsprung. Doch St. Leon/Reilingen zog mit, hatte kurz vor der Pause sogar zweimal die Gelegenheit auszugleichen. Einmal begingen die Hausherren jedoch ein Offensivfoul, das nächste Mal verfehlten sie das Tor – und die Falken konnten ein 13:12 in die Kabine retten. Diese Führung war vor allem eines: tückisch. Denn die erste Hälfte der Birkenauer war keineswegs gut, das beste war letztlich tatsächlich der minimale Vorsprung auf die HSG.
Ein Spieler bewies seinen Wert für die Falken bereits im ersten Durchgang, wurde im zweiten dann noch einen Tick stärker: Jonas Böhm. Insgesamt erzielte er zwölf Tore für die Odenwälder, gefühlt ging alles über den Rückraum-Shooter. So kam auch zu Beginn des zweiten Abschnitts eine Drei-Tore-Führung für den TSV zu Stande, die sich bis in die Schlussviertelstunde zog. Jetzt schien der Bann bei den Falken gebrochen, HSG schien dagegen zunehmend den Glauben an einen Punktgewinn zu verlieren. „Nach der Führung wurde es dann auch eigentlich nicht mehr gefährlich“, wusste Böhm. Youngster Jan-Niklas Weis stellte auf 24:20, Sascha Höhne legte einen weiteren Treffer nach, Böhm brachte sich auch defensiv ein und stellte sich dem zum Gegenstoß durchgebrochenen Patrick Fehringer in den Weg – Stürmerfoul. Mit einem 26:20 ging es in die Schlussphase, in der die Gastgeber dann wieder etwas besser zurecht kamen. Buschsieper war wieder gefragt, der Trainer der Falken nahm erneut die Auszeit um sein Team zu stabilisieren. 26:23 bei sechs verbleibenden Minuten auf der Uhr – machbar, aber eben kein Selbstläufer.
Inzwischen waren allerdings alle Falken in der Partie angekommen, allen voran Weis, der sein Torekonto bis zum Abpfiff auf vier Treffer hochschraubte. Das 31:25 für Birkenau war alles in allem verdient, täuscht indes aber auch über eine wackelige erste Halbzeit der Südhessen hinweg. „Es war ein bescheidenes Spiel, aber wir haben zwei Punkte geholt, das zählt für mich heute“, brachte es auch Coach Buschsieper auf den Punkt: „Das machen uns die anderen Topteams die ganze Runde vor, jetzt haben wir auch mal ein schwaches Spiel trotzdem gewonnen.“ Böhm gibt seinem Trainer recht: „Keine überragende Leistung, aber am Ende gewonnen.“, lautet sein Schlussfazit.
TSV Birkenau:
Fremr, R. Dietrich; Böhm 12/2, Höhne 6/1, Fey 4, Weis 4, Conrad 2, Gutsche 1, Kinscherf 1, S. Dietrich 1, Jöst, Zehrbach.