Holger Schwab brauchte erst einmal ein paar Stunden, um zu realisieren, was geschehen war. Seine Falken des TSV Birkenau hatten das zweite Heimspiel der Saison in der Baden-Württemberg Oberliga gegen den TuS Schutterwald nicht nur gewonnen, sie hatten in der Langenberg Sporthalle ein echtes Feuerwerk abgebrannt. Mit 33:22 überrollte der Aufsteiger den Traditionsverein, fuhr die ersten zwei Punkte ein, setzte ein dickes Ausrufezeichen an die Konkurrenz und ist nun endgültig in der neuen Spielklasse angekommen. Es war ein echtes Handballfest, das die 240 Zuschauer in Birkenau zu sehen bekamen – es passte an diesem Abend alles.
„Ich war schon optimistisch, dass wir dieses Spiel gewinnen können“, sagte Schwab. Die Höhe des Sieges konnte aber auch er nicht ahnen. Er sagte: „Ich kenne das Potenzial meiner Mannschaft, aber diese Deutlichkeit konnte man natürlich nicht vorhersehen. Ein großes Lob geht an das gesamte Team.“
Auch wenn die Falken in diesem zweiten Heimspiel vor allem als Mannschaft überzeugten, schön zusammen spielten und mit schnellem Handball die Menschen begeisterten, ragte in Sachen Tore besonders ein Spieler heraus. Außen Simon Spilger glänzte mit überragenden 14 Treffern (sechs Siebenmeter) – das sind über ein Drittel aller Falken-Tore. Coach Schwab sagte: „Simon ist schon seit Wochen sehr gut drauf, wir haben ihn auch gut in Szene gesetzt – aber man muss die Dinger natürlich erstmal alle machen.“
Ein Sonderlob gab es nicht für Simon Spilger, sondern Simon Kuch. Der Rückraumspieler, der vor der Saison aus Nußloch zu den Falken kam, feierte noch am Freitag auf dem Standesamt seine Hochzeit, an diesem Sonntag stand die große Feier an – und trotzdem ging Kuch am Samstagabend für Birkenau aufs Feld und hielt die Abwehr zusammen. „Das ist voller Einsatz“, sagte Schwab: „Es ist nicht selbstverständlich, dass man die eigene Hochzeit so legt, dass man trotzdem zum Spiel kann.“ Und es kam noch besser: Nicht einmal zehn Minuten waren gespielt, da zog sich Kuch einen Cut am Auge zu – anstatt sich auswechseln zu lassen, wurde er verarztet und spielte mit einem Turban weiter. Schwab: „Er hat volles Engagement gezeigt.“ Auf dem Platz, aber auch im Privatleben.
Zurück zum Sportlichen: Es war schon früh klar, in welche Richtung diese besondere Begegnung laufen sollte. Nach einer Viertelstunde zog Birkenau von 6:6 (14.) auf 13:7 (24.) weg – ein Vorsprung, den die angeschlagenen Gäste aus Schutterwald, die schon im ersten Saisonspiel eine deutliche Niederlage kassiert hatten, nicht mehr aufholen konnten. Im Gegenteil: Die Falken gaben einfach weiter Gas. Aus einer stabilen Deckung spielte man mit Tempo nach vorne und nutzte die Chancen – im Gegensatz zum vergangenen Auftritt gegen Neuhausen – eiskalt. Als Linkshänder Alexander Leibnitz gut 20 Minuten vor Schluss erstmals zum Zehn-Tore-Vorsprung traf, rieben sich in der Langenberg Sporthalle einige Leute verwundert die Augen. Es war ein echtes Handball-Fest.
Schwab: „Die ersten zwei Punkte der Saison sind die wichtigsten. Das habe ich auch meiner Mannschaft gesagt. Jetzt haben wir gezeigt, dass wir in der Liga mithalten können – wir sind angekommen.“
TSV Birkenau:
Fremr, Heckmann, Walter; Fey (2), Büttel (1), Spilger (14/6), Spindler (2), Kuch (4), Böhm (3), Weis (2), Leibnitz (5), Dietrich, Bock, Zehrbach, Gutsche, Schwarz.
Foto: Mathias Brock