(msc) Da rieben sich einige verwundert die Augen. Der TSV Birkenau, als Favorit zum TV Hardheim gereist, musste mit leeren Händen zurück fahren. Obwohl die „Falken“ von Trainer Gabriel Schmiedt nach 40 Minuten bereits wie der sichere Sieger aussehen, wurden sie noch von aufopferungsvollen Hardheimern überrascht. Die hartnäckigen Gäste sichern sich somit zumindest bis zum morgigen Sonntag Rang elf. „Wir haben sie nicht unterschätzt“, hält Schmiedt trotz der Niederlage fest. Die Pleite rechnet er dagegen insbesondere der bärenstarken Schlussphase der Gastegeber zu: „Hardheim hat gekämpft und sich dafür dann auch belohnt.“ Bei seinem Team war allen voran die Schwäche im Überzahlspiel ein Manko, dass der Coach schnellstens abstellen will. „Der Knackpunkt waren die Überzahlspiele. Entweder wir waren nicht geduldig genug, oder wir spielen sie gut aus, kommen frei vor das Tor und treffen dann nicht.“ Immerhin, die mitgereisten TSV-Fans kamen trotz Niederlage auf ihre Kosten: „Das interessante ist, dass es trotz allen von beiden Seiten ein ordentliches Spiel war, auch von uns.“ Dennoch erwischten die Südhessen einen rabenschwarzen Tag: Holprige Anreise, gesperrte Straßen, späterer Anpfiff durch die Verspätung, möglichen Sieg aus der Hand gegeben.
Dabei begann die Partie nach Maß für den TSV Birkenau. Sascha Höhne, Marian Kleis und Maximilian Pauli stellten früh die Offensiv-Power unter Beweis, die Defensive hielt dagegen in den ersten fünf Minuten jegliche gegnerischen Angriffe fern. Dann aber bröckelte das Abwehr-Bollwerk erheblich: Binnen zwei Minuten wurde aus einer 4:1-Führung ein 4:4-Unentschieden, der Tabellenvorletzte aus Hardheim zeigte, dass er schleunigst aus dem Keller will. Doch auch die Odenwälder hatten hohe Ziele, wollten unbedingt zwei Punkte auf die Heimreise mitnehmen. Lars Heckmann vollendete einen 4:0-Lauf zum 9:5, die vermeintlichen Kräfteverhältnisse waren wieder hergestellt. Wer nun allerdings dachte, das kurze Aufbäumen der Hausherren sei die einzige Gegenwehr, die der TSV zu erwarten hatte, der irrte sich – und zwar gewaltig.Nach einer Viertelstunde schmolz der Vorsprung auf ein 9:8 zusammen, das zwischenzeitliche 13:10 wurde von Hardheim blitzschnell in ein 13:13 verwandelt. In Front blieb zwar stets der Traditionsverein aus Südhessen, wirklich absetzen konnte er sich aber keineswegs. Zur Pause stand es 17:16 für den TSV.
Der zweite Abschnitt ähnelte dem ersten zunächst. Tim Schneider glich nach 30 Sekunden aus, den Birkenauer Führungstreffer durch Kleis egalisierte Thomas Withopf. Dann kam allerdings der Bruch ins Spiel des TVH. Fast neun Minuten lang erzielten die Gastgeber keinen Treffer mehr, Birkenau zog spielerisch auf 22:18 davon. „Wir haben 40 Minuten lang mit ordentlicher Disziplin gespielt“, freute sich Schmiedt über die bis dahin gute Leistung seiner Truppe. Zwanzig Minuten noch zu spielen, der Favorit führt mit vier Toren, der Außenseiter seit der Halbzeitpause komplett von der Rolle – die Messe schien gelesen, die beiden Punkte für Birkenau bereits verbucht. „Beim 22:19 haben wir Überzahl, verlieren diese aber mit 0:2, obwohl wir drei freie Würfe hatten“, beschrieb Schmiedt den Start, der nun folgenden Misere. Denn es gab die große Überraschung. Hardheim erstand wie Phönix aus der Asche, hielt den TSV ganze zwölf Minuten lang auf Sparflamme und erlaubte ihm keine Tore. „Sie hatten auch gute Unterstützung von den Fans“, lobte Schmiedt den Hardheimer Anhang. Der 6:0-Lauf sicherte dem TVH folgerichtig die 24:22-Führung, wie aus dem Nichts musste Birkenau nun einem Zwei-Tore-Rückstand hinterher laufen. „Da haben wir Hardheim erlaubt, sich in einen Rausch zu spielen“, gab Schmiedt neidlos zu. Erst zwei Minuten vor Spielschluss gelang es Philipp Kinscherf zu egalisieren, doch die beiden letzten Tore gehörte erneut Withopf, der seinem TV Hardheim so den überraschenden 29:27-Sieg bescherte.
TV Hardheim:
Ernst, Pekar; Leiblein 1, Hefner, P.Steinbach 1, Knobloch 6/4, Orf 5, Olhaut, Schneider 4, Erbacher, Withopf 7, Käflein, Ackermann 3, R.Steinbach 2
TSV Birkenau:
N.Heckmann, R.Dietrich; Höhne 6/1, Suschlik 2, Fey 2, Schmidt, S.Dietrich 4, Kinscherf 3, Baumann, Böhm 1, Pauli 1, L.Heckmann 2, Kleis 6