(msc) Daniel Stephan gehört ohne Zweifel zu den ganz großen Namen im Handball. Neben einem Europameistertitel durfte der 43-Jährige auch zwei Meisterschaften und drei DHB-Pokalsiege feiern. Auch den Europapokal reckte der dreimalige Handballer der Jahres schon in die Luft – 1996 und 2006. Zudem wurde Stephan 1998 zum Welthandballer gekürt. Inzwischen ist er als Experte aktiv, die ganz großen Gesten hat er aber noch immer parat. Überzeugen können sich die Fans davon am 7. Januar in Birkenau, wenn er mit den Handball-„AllStars“ in einem Benefizspiel gegen den heimischen Badenligisten antritt. Im Interview verrät Stephan, wie wichtig ihm das soziale Engagement ist und ob der Spaß oder das Handballspiel bei den Treffen mit den alten Kollegen im Vordergrund steht.
Herr Stephan, Sie haben unglaublich viele Erfolge im Handball gefeiert. Über Benefizspiele wie jetzt in Birkenau haben Sie die Möglichkeit, wieder etwas zurückzugeben. Wie wichtig sind Ihnen solche Aktionen?
Daniel Stephan: „Ich habe mich persönlich schon immer – auch während meiner aktiven Zeit – sozial engagiert. Ich glaube, das sollte jeder machen, der in irgend einer Art und Weise Erfolg hat. Da sind auch nach der Karriere solche Benefizspiele für mich sehr, sehr wichtig. Der erste Grund ist da, dass man Gutes tun kann. Man kann Projekte unterstützen, die sozial eingestellt sind. Das ist immer eine ganz schöne Sache. Desweiteren ist es natürlich auch schön, dass man seine alten Kameraden und die alten Trainer wieder sieht. Wir haben dann auch einen geselligen Abend miteinander. Aber primär steht ganz klar der soziale Aspekt – der Benefizgedanke – im Vordergrund.“
Sie haben die schönen Abende schon angesprochen. Trotzdem sind sie auch alle noch ehrgeizig genug, um eine gute Leistung auf die Platte zu bringen. Was überwiegt: Das sportliche oder der schöne Abend?
Stephan: „Insgesamt überwiegt es, einfach Spaß dabei zu haben. Das gilt für alles, egal ob am Abend oder auf dem Spielfeld. Natürlich hat man nicht mehr so den Ehrgeiz, auf Teufel und komm raus alles zu geben, aber man muss die Spiele auch ernsthaft bestreiten, sonst läuft man Gefahr, das es ein bisschen lächerlich wird, wenn man sofort mit Kempa-Tricks anfängt und die nicht klappen. Man muss das schon ernst nehmen, sonst ist auch die Verletzungsgefahr höher. Aber wir haben schon so viele Spiele gemacht – wir wissen, wie man da rangeht. Der nötige Ernst muss dabei sein, aber auch Spaß und Lockerheit darf nicht zu kurz kommen.“
Die Idee dieser Benefizmannschaft hatte Christian „Blacky“ Schwarzer, oder?
Stephan: „Es ist so, dass Blacky eigentlich der Organisator der Mannschaft ist. Einer muss es in die Hand nehmen und wir sind alle sehr, sehr dankbar, dass Blacky das übernimmt. Es ist auch nicht immer einfach, alle unter einen Hut zu bekommen und deswegen ist es eine schwierige Aufgabe, die er sehr gut macht.“
Wie genau kam es zum Traditionsteam?
Stephan: „Es gab ja schon einmal eine Traditionsmannschaft – sagen wir mal, zwei Generationen vor uns, die Weltmeistermannschaft hat diese Spiele bestritten. Die wurden aber im Laufe der Jahre einfach zu alt. Sie haben das Thema dann an uns herangetragen, ob wir die Sache nicht übernehmen wollen und dann haben wir uns zusammengesetzt und gesagt: Das würden wir gerne machen. Es ist gerade im Handballsport eine Tradition, dass wir – nicht nur für Joachim Deckarm, aber eben auch – einiges machen und als Familie zusammenhalten. Diese Tradition soll nicht verloren gehen, deswegen ist es für uns immens wichtig, dass wir das weiter verfolgen werden. Da ist Blacky der erste Ansprechpartner.“
Sie haben das Wort Familie benutzt. Das ist das Gefühl, dass man beim Handball bekommt: Jeder bleibt zusammen. Sie sind aktuell als Experte aktiv, andere sind dem Sport als Sportliche Leiter oder ähnliches treu geblieben. Dieser familiäre Gedanke, das Zusammenhalten – das ist im Handball etwas ganz besonderes.
Stephan: „Ja. Da muss ich sagen: Das hat mir schon immer sehr imponiert und sehr gefallen am Handballsport. Handballmannschaften sind untereinander im Team, aber auch außerhalb sehr verbunden. Man hat harte Kämpfe auf dem Spielfeld, aber danach setzt man sich zusammen und hat Spaß miteinander und respektiert sich. Vor allem setzt man sich auch für den anderen ein, ist nicht egoistisch. Ich kann da nur vom Handballsport sprechen, will auch gar nichts vergleichen. Ich freue mich, dass wir das hinbekommen, das Wertesystem zu leben. Wir sagen nicht nur, dass wir eine große Familie sind – wir verhalten uns auch so. Das ist sehr, sehr wichtig und macht mich auch stolz.“
Absolut zurecht. Die Mannschaft bestreitet nun ihr 20. Benefizspiel. So hochkarätig war das Aufgebot selten – insgesamt sind es, laut Taschenrechner, 1702 Länderspiele.
Stephan (lacht): „Das kann schon sein. Bei uns ist es schon so, dass einige viele Nationalmannschaftsspiele gemacht haben. Andere haben nur wenige Spiele gemacht, aber die sind auch herzlich willkommen bei uns. Genau das macht es aus. Es gibt auch ein paar, die gar keine Nationalspiele haben, die aber trotzdem mit uns verbunden sind. Zusätzlich gibt es noch Carlos Lima aus der Schweiz, den wir quasi adoptiert haben. Der kommt auch etliche Kilometer. Die Gemeinschaft ist einfach einmalig.“