(msc) 60 Minuten lang Spannung pur – genau das gab es im Topspiel zwischen dem TSV Birkenau und der TSG Wiesloch. Taktisches Geplänkel? Fehlanzeige. Beide Teams schenkten sich nichts, ließen sich von Rückschläger niemals vom Weg abbringen und machten ganz viel richtig. Am Ende hatten die Hausherren aus Birkenau mit 33:31 ganz knapp die Nase vorne, auch wenn keine der beiden Mannschaften eine Niederlage nach solch einer ansprechenden Leistung verdient hatte.
„Grundsätzlich bin ich zufrieden“, so Gäste-Trainer Patrick Körner: „Wir haben in den entscheidenden Phasen den ein oder anderen Fehler mehr gemacht.“ Ein Argument, dass auch TSV-Coach Gabriel Schmiedt nicht von der Hand weisen kann. Die Heimstärke seiner Truppe kann er sich dabei selbst nur mit einem Schmunzeln erklären: „Vor dem ersten Spiel in der Hermann-Sattler-Halle hatte ich ein bisschen Bauchweh aber so kann es jetzt ruhig weitergehen.“ Der Schlüssel zum Sieg – trotz einiger Angeschlagener: „Wir haben das weggesteckt und uns in die Spiele reingebissen. Ich bin froh, dass wir dieses sehr schwere Spiel gewonnen haben.“
Gleich zu Beginn des Spiels starteten beide Vereine stark. Bei den Gästen aus Wiesloch bewies Rückraum-Hüne Hendrik Wagner seine Treffsicherheit, die Falken zeigte dagegen vor allem durch Teamgeist, wozu sie in der Lage sind. Nachdem Keeper Ruven Dietrich zwei Glanzparaden am Stück zeigte, setzten sich die Südhessen zum ersten Mal etwas ab: Nach etwas mehr als sieben Minuten traf Niklas Zehrbach per Abstauber nach einem Lattentreffer von Manuel Kümpel zum 5:2 für den TSV. Doch auch Wiesloch wollte sein Stück vom Kuchen in dieser Begegnung abhaben, blieb nun gleichwertig mit dem Vorjahres-Vize. Entsprechend stand der Abstand auch nach eine Viertelstunde bei drei Toren, ehe die TSG eine weitere Schippe drauflegte. Erst Wagner aus dem Rückraum, dann eine schöne Kombination auf die Außenposition, von der Florian Sauter sehenswert einnetzte, dann wieder Wagner – die Zuschauer mussten sich verdutzt die Augen reiben, denn es stand nun wieder 10:10. Kurz vor der Pause gab es sogar die erste Führung der Wieslocher, doch Jonas Böhm egalisierte. Mit 16:16 ging es in die Kabinen – die zweiten 30 Minuten sollten also wieder bei Null beginnen.
Abschnitt zwei gliederte sich nahtlos ins Spielgeschehen ein. Zwei Teams, die sich nichts schenkten und nur wenige Fehler produzierten. Mitte der Hälfte dann eine etwas bessere Phase der Birkenauer: Kapitän Gerrit Fey traf zum 23:22, Hendrik Wagner musste zwei Minuten vom Feld, dann traf Sascha Höhne von der Siebenmeter-Linie zum 24:22. Eine Zwei-Tore-Führung ist zu diesem Zeitpunkt zwar nur wenig Wert, doch bei einem so spannenden Spiel war es alles, was die Falken bekommen konnten – und letztendlich reichte sie auch. Mit diesem Vorsprung im Rücken schraubten die Odenwälder das Tore-Konto nämlich bis fünf Minuten vor dem Schlusspfiff auf 31 hoch, Wiesloch stand mit nur 27 Treffern mit dem Rücken zur Wand. Doch auch die TSG hatte noch etwas im Tank. 82 Sekunden vor Schluss hielten die südhessischen Handball-Fans den Atem an. 30:31 – Wagner erzielte tatsächlich den Anschluss. Die risikoreiche Manndeckung zeigte Wirkung, Birkenau kam aus dem Tritt. Auf der Gegenseite blieb die TSG aber zielsicher – und ließ die Odenwälder zittern. Es folgte der große Auftritt vom Mann des Spiels: Marian Kleis. „Ich hatte nur im Kopf – ich muss das Tor machen“, bestätigte er: „Manndeckung ist immer schwer, da musst du immer in Bewegung sein. Ich habe einfach den Kopf runtergenommen, bin durch die Wand gegangen und jetzt haben wir die zwei Punkte.“ Denn sein Plan ging auf, er steuerte zwei Treffer zum 33:30 bei. Am Sieg des TSV Birkenau konnte nun auch das 31:33 von Simon van de Locht nichts mehr ändern.
Doch die kommenden Aufgaben stehen bereits vor der Tür – und könnten kaum schwerer sein. Zu Hause haben die Falken zwar noch keinen Punkt abgegeben, doch auswärts läuft es noch gar nicht rund. Das Problem: Erst in fast einem Monat spielen die Odenwälder wieder in heimischen Gefilden. Zunächst geht es nun zum verlustpunktfreien Tabellenführer aus Neuenbürg, dann folgt das Derby gegen die SG Heddesheim. Dieses sollte eigentlich zuerst in Birkenau stattfinden, doch durch die angespannte Hallensituation tauschten die beiden Vereine das Heimrecht. Eine Woche später müssen die Falken zur SG Pforzheim/Eutingen II, ehe es wieder nach Hause gegen die TG Eggenstein geht. Doch auf die Unterstützung der Fans müssen die Birkenauer wohl trotzdem nicht gänzlich verzichten. Zum Derby in Heddesheim werden aus beiden Lagern viele Fans erwartet und auch für den Auftritt beim HC Neuenbürg hoffen die Falken auf Unterstützung: Denn es gibt noch freie Plätze im Bus.
TSV Birkenau:
R. Dietrich, Fremr; Höhne 5/3, Fey 10, Kümpel, Barrientos, Kinscherf 2, Baumann, Böhm 6, S. Dietrich 2, Zehrbach 1, Helbig 1, Schneider, Kleis 6.
TSG Wiesloch:
Böhler, Ansmann; Dörr, Ruß 2, N. Maier 1, Richelmann, Dutzi 3, M. Sauter, Ganshorn, Meudt 3, F. Sauter 5, B. Maier 1, an de Locht 6/2, Wagner 10.
Bilder: Dr. Uwe Klein