Es hätte kaum besser laufen können. Exakt 36 Sekunden vor Spielende war es soweit: Marcel Spindler fasste sich ein Herz, versenkte den Ball zum insgesamt dritten Mal im gegnerischen Tor und setzte den Startschuss für eine große Jubelparty. Mit 24:23 gewinnen die Badenliga-Handballer des TSV Birkenau das Spitzenspiel bei der SG Heidelsheim/Helmsheim und werfen sich fulminant nach ganz oben. Weil der bisherige Tabellenführer TV Knielingen überraschend beim TV Friedrichsfeld verlor, zogen die Falken vorbei und sind nun mit 22:8-Punkten der Klassenprimus. Die Falken fliegen an die Spitze.
„Oh Gott, wir sind alle erleichtert“, sagte Kapitän Gerrit Fey. Er atmete nach Schlusspfiff erstmal tief durch: „Wir sind eigentlich über die gesamte Spieldauer einem Rückstand hinterher gelaufen, aber die Mannschaft hat Emotionen, Willen und Kampf gezeigt – das macht Spaß.“
Doch zurück zum Spiel: Es war die erwartet enge und umkämpfte Begegnung, in der die Gastgeber lange in Front lagen, die Führung aber nicht über die Zeit retten konnten. Bezeichnend für die Birkenauer Willensleistung: Bereits nach 15 Minuten lag die Mannschaft von Spielertrainer Sascha Höhne mit 2:7 zurück – Heidelsheim legte, wie man es von der SG kennt, los wie die Feuerwehr. Fey versuchte, diesen Fehlstart zu erklären: „Wir waren da vielleicht ein bisschen zu übermotiviert, weil wir wussten, wie wichtig dieses Spiel wird.“
Der Vorsprung der Hausherren schmolz zwar immer wieder – zur Halbzeit lagen die Falken mit drei Toren hinten -, der Ausgleich wollte aber zunächst nicht fallen, es war Geduld gefragt. Man stand dafür durchweg in der Abwehr kompakt und hatte mit Erik Fremr einen starken Schlussmann zwischen den Pfosten. Eine knappe Viertelstunde vor dem Ende war es dann soweit: Nicolas Barrientos, der insgesamt viermal netzte, sorgte mit seinem Treffer zum 18:18 für den ersten Ausgleich des Spiels und setzte damit gleichzeitig an seine Teamkollegen ein Zeichen – die Falken waren nun voll da.
„Wir wussten schon vorher, dass in diesem Spiel kein Schönheitspreis vergeben und dass es mehr auf die Mentalität ankommen wird“, sagte Fey, der genau wie Falken-Außen Simon Spilger fünfmal traf: „Wir haben diesmal ganz klar über den Kampf gewonnen.“
TSV Birkenau:
Walter, Fremr; Gutschein, Fey (5), Spilger (5), Barrientos (4), Kleis (4/1), Dietrich (3), Spindler (3), Böhm, Kinscherf, Zehrbach, Conrad.
Foto: Steffen Hoffmann