Die Ehe zwischen dem TVG Großsachsen und Stefan Pohl braucht eine Pause. Die Silberhochzeit ist längst vorbei, bald stünde sogar die Rubinhochzeit an. Doch der Mann in der Beziehung beschloss eine Auszeit. Und ist bereits wieder vergeben: Pohl, der nahezu sein ganzes Handballleben beim TVG verbrachte, wird in der kommenden Saison Trainer des TSV Birkenau. Egal, ob in der Badenliga oder im schlimmsten Fall eine Klasse tiefer. „Ich freue mich auf Birkenau. Da spielen richtig gute Jungs, die vielleicht momentan nicht das zeigen, was sie wirklich können. Aber ich werde alles geben, was ich habe, um sie in Zukunft besser zu machen“, sagt Stefan Pohl, der aktuell noch mit „seinem“ TVG den Verbleib in der Oberliga anstrebt. Mit schwierigen Missionen kennt er sich also aus.
Stefan Pohl ist Ur-Saasemer, lernte das Handballspielen zwar bei der SG Hohensachsen, doch schnell war klar, dass sein zweites Wohnzimmer die Sachsenhalle werden würde. Hier lernte er seine Frau Sandra kennen, hier tobt Tochter Marleen in der E-Jugend, hierher führt ein kurzer Fußweg vom Haus zu Training und Heimspiel.
Großsachsen ohne Pohl – das ist ein Einschnitt. Seit elf Jahren inzwischen Chefcoach der ersten Mannschaft, zuvor Co-Trainer unter Uwe Rahn, Uli Schuppler und Andrei Siniak, davor Zweitmannschaftstrainer und bis zu einer Schulterverletzung selbst als Spielmacher für den TVG aktiv. Den nächsten Schritt von Saase hin zur neuen Spielgemeinschaft Saase3Leutershausen geht der 43-Jährige bewusst nicht mit. „Zu ungewiss“ seien die Aussagen bezüglich der kommenden Kaderplanung gewesen. Und tatsächlich haben die Kaderplaner noch ein bisschen Arbeit mit der zweiten Mannschaft der künftigen S3L.
„Beim TSV wie unter Freunden“
Wie schwer fiel ihm die Entscheidung? Wird er die Sachsenhalle nicht vermissen? „Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Tatsächlich muss sich erst noch zeigen, wie viel TVG in der S3L noch stecken wird“, sieht Pohl die Beziehungspause relativ emotionslos. „Die alten Mitstreiter sehe ich am Ort ja weiter. Und die Gespräche mit Birkenau verliefen wie unter Freunden. Die Entscheidung für Birkenau ist mir deshalb gar nicht schwergefallen.“ Tatsächlich ist der TSV Birkenau in der Handball-Vita des Berufsschullehrers für Mathematik und Informatik sogar schon vertreten. „Als in Großsachsen in der damaligen JSG Bergstraße keine A-Jugend zustande kam, habe ich das erste A-Jugend-Jahr in Birkenau gespielt. Der TSV hat sogar meine erste Trainerausbildung bezahlt, zusammen mit Klaus Hofmann habe ich damals die D-Jugend trainiert.“
In seinem zweiten A-Jugend-Jahr spielte Pohl dann schon wieder für die Ib des TVG Großsachsen, während seiner Zeit in der Bundeswehr für den TV Oberflockenbach. „Das war der einzige Verein, der damals Freitagsabends trainierte.“ Auch für die SG Hohensachsen war er am Ball, ehe eine schwere Schulterverletzung das frühe Karriereaus und die ebenso frühe Spezialisierung aufs Traineramt brachte.
Viele emotionale Höhepunkte
Emotionale Höhepunkte im Trikot der Blau-Gelben gab es viele. Zu viele, um sie alle aufzuzählen. „Es sind eher die kleinen Geschichten“, sagt Pohl. „Der Sieg in letzter Sekunde in Unterzahl in Groß-Bieberau. Wenn ein Spieler, der alles in Großsachsen gelassen hatte, verabschiedet wurde. Natürlich unser Abstieg aus der 3. Liga, um auch mal was Negatives zu nennen“, sagt Pohl. Aber als Erstes nennt er natürlich: den Derbysieg gegen die SG Leutershausen, den ausgerechnet der Ex-Heisemer Philipp Schulz besiegelte.
Derbys, die sind für Pohl ohnehin das Salz in der Suppe. Und schon allein deshalb drückt er dem TSV Birkenau die Daumen, dass er den Badenligaverbleib schafft. Mit seinem ehemaligen TVG-Spieler Florian Sauer, der das Traineramt in Birkenau bis zum Saisonende unternommen hat, steht Stefan Pohl natürlich im Austausch. „Er soll das machen, was er für richtig hält, ich vertraue ihm zu hundert Prozent und rede ihm nicht rein. Zwei Mannschaften gleichzeitig zu coachen, geht auch nicht. Das würde weder dem TSV noch dem TVG gerecht werden.“
Mit Großsachsen will Stefan Pohl jetzt den Oberligaverbleib schaffen. „Wenn wir weiter so konzentriert spielen, werden wir das auch schaffen. Die Jungs, die nach der Runde wechseln, werden im kommenden Jahr alle höhere Ziele haben. Da können sie auch jetzt schon zeigen, dass sie Champions sind.“ Bericht: WN/OZ vom 7.3.2024 AT