Der TV Schriesheim knöpft dem TSV Birkenau einen Punkt ab. Und versucht sich dabei mit allen Tricks.
Schriesheim. Viel mehr Handballkrimi geht nicht: Sieben Sekunden sind auf der Uhr in der Schriesheimer Schulsporthalle noch zu spielen, als Daniel Baron den 29:30-Anschlusstreffer für den TV Schriesheim im Verbandsliga-Handballduell gegen den TSV Birkenau wirft. Zu spät, wie sich einige Zuschauer denken. Doch seit den Olympischen Spielen in Paris ist bekannt, sieben Sekunden sind eine lange Zeit.
Zwar hat der TVS beim Birkenauer Anspiel drei Sekunden vor Schluss keinen Julian Köster, der den Ball als „Turm“ herausfängt. Doch kurz zuvor hatte Schriesheims Trainer Luca Michels einen achten Mann aufs Feld geschickt, um irgendwie doch noch an den Ball zu kommen. Das Schiedsgericht informiert die Unparteiischen, die unterbrechen die Partie, geben die Zeitstrafe und drehen die Uhr ein paar Sekunden zurück, auf die Zeit, als der beabsichtigte Wechselfehler passiert war.
Siebenmeter in letzter Sekunde
Es sind ein paar Sekunden zu viel aus Birkenauer Sicht. Denn am Ende traut sich Jonas Böhm gegen fünf Schriesheimer nicht zu werfen: Fehler. Als Jakub Majirsky kurz nach dem Pfiff doch noch aufs Tor wirft, gibt es die regelkonforme Entscheidung: Rote Karte gegen denjenigen, der in den letzten 30 Sekunden einen schnellen Ballbesitz des Gegners verhindert und Siebenmeter für Schriesheim. Baron tritt gegen Patrik Samardzic an und schuckt den Ball in letzter Sekunde frech ins Birkenauer Tor: 30:30.
Revanche am 1. Mai?
„Wir haben das Regelwerk für uns genutzt“, freut sich TVS-Trainer Luca Michels am Ende über einen dem Spielverlauf nach durchaus verdienten Punkt. Über die Art und Weise lässt sich sicher streiten, doch an der letzten Szene liegt es nicht, dass die favorisierten Birkenauer nichts aus der Weinstadt mit nach Hause nehmen. Sieben Minuten vor Schluss führen die Gäste nämlich mit 28:23 und müssen den Sack da eigentlich zumachen. „Wir sind heute zweistellig in den Fehlwürfen, vor allem durch unsere Außen und Kreisläufer“, will TSV-Trainer Stefan Pohl auch gar nichts schönreden. 20 unfruchtbare Wurfversuche sind es am Ende gegenüber zwölf Schriesheimern. Und weil das TVS-Torwart-Duo Marc Schäffner (11) und Benni Gärtner (4) auch das Duell gegen Birkenaus Schlussleute Leon Back (1) und Patrik Samardzic (8) gewinnt, geht die Punkteteilung trotz aller Aufregung am Ende in Ordnung. Für Feuer im Rückspiel am 1. Mai in der Birkenauer Langenberghalle ist in jedem Fall gesorgt.
Die Schriesheimer, die in der kommenden Saison wieder in der Landesliga spielen werden, nutzen zu Spielbeginn die hohe Birkenauer Fehlerquote und führen schon 5:1, ehe Pohl seine Mannschaft in einer Auszeit aufweckt. Die Partie bleibt eng bis zum 22:22, auch die Ballverluste, ehe sich der TSV im Angriff effektiver zeigt. Doch mit der offensiven Abwehr in den Schlussminuten provozieren die Schriesheimer immer wieder Fehler der Gäste, denen nun die Nerven flattern. Die wollen die Meisterschaft, auch wenn der Punktverlust jetzt weh tut: Am Samstag können sie mit einem Sieg bei Spitzenreiter Handschuhsheim bis auf einen Punkt aufschließen.
TSV Birkenau: Smardzic, Back; Lather, Unger, Majirsky (7), Böhm (8/5), Brock (2), Fickel (6), Jöst, Kleis, Hirsch (2), Sedlacek (3), Schmitt (2).
Bericht: WNOZ/AT