20 Sekunden sind in der Partie der Baden-Württemberg-Oberliga zwischen dem TSV Birkenau und TuS Schutterwald noch zu spielen, die Partie ist beim Stand von 34:25 zu Gunsten des TSV längst entschieden. Tobias List langt gegen TuS-Spieler Michael Bachmann richtig hin und sieht von den gut leitenden Unparteiischen Nicolas Locher und Benjamin Schwarz aus Echterdingen die Rote Karte. „Dieses Foul war total unglücklich und auch unnötig bei diesem Spielstand“, sagt List selbstkritisch.
Es war die einzige unrühmliche Szene einer ansonsten beeindruckenden Leistung der Handballer des TSV Birkenau. Beim 34:26-Sieg gegen die Schutterwälder riefen die Birkenauer endlich ihr wahres Leistungsvermögen ab und schöpfen im Kampf um den Ligaverbleib neue Hoffnung. Es war wohl die beste Saisonleistung der „Black Hawks“, die anscheinend begriffen haben, dass man im Abstiegskampf nur mit totaler Leidenschaft und Siegeswillen bestehen kann.
„Heute haben Kampf und Einsatz gestimmt. Aber noch haben wir nichts erreicht“, sagte Peribonio. Vor rund 400 Zuschauern wartete Peribonio in der Anfangsaufstellung mit einigen Überraschungen auf: Birkenaus Toptorschütze Dario Tokur verfolgte den Beginn der Partie zunächst von der Bank aus, er ist zurzeit zu Studienzwecken im Kleinwalsertal, kann deshalb nicht trainieren und reist jeweils zu den Spielen an. Und auch die Routiniers Peter Jano und der umstrittene Neuzugang Tomas Lanci kamen lediglich in der letzten Viertelstunde zum Einsatz.
Birkenau legte gleich wie die Feuerwehr los und Jan Axel Jost holte nach 30 Sekunden den ersten Strafwurf raus, den Rudolf Varak allerdings nicht unterbringen konnte. Es sollte der einzige Fehlwurf von Varak in Hälfte eins sein, der sich mit Schutterwalds gefährlichstem Angreifer Tobias Kaiser in den ersten Minuten ein Wettschießen lieferte. Bis zum 5:5 nach zehn Minuten hatten beide schon drei Treffer erzielt und beide Teams begegneten sich in einer temporeichen Begegnung auf Augenhöhe.
Die Birkenauer bekamen Spiel und Gegner aber so langsam in den Griff und Peribonios Maßnahme auf „schnelle und aggressive Spieler“ zu setzen, fruchtete allmählich. In der 3:2:1-Abwehr hatte Jost den 1,98 Meter großen Hünen Kaiser unter Kontrolle und auch David Hoffmann auf der Spitze und Tobias List im Abwehrzentrum standen ihren Mann. Alles was dann doch auf Tor kam, war sichere Beute von Keeper Andreas Fischer, der seinen Vorderleuten mit unzähligen Paraden den Rücken freihielt.
Das 11:8 durch den starken Jan Fremr in der 20. Minute bedeutete die erste Drei-Tore-Führung für den TSV. Birkenau brillierte mit schönen Kombinationen und konnte sich vor allem auf die Dynamik von Varak verlassen, der sechs seiner insgesamt neun Treffer vor der Pause erzielte. Mit einer 16:11-Führung ging es in die Pause und Jost erhöhte direkt nach Wiederanpfiff auf 17:11. Die Gäste schwächten sich mit einer doppelten Zeitstrafe nun selbst und Birkenau erhöhte innerhalb weniger Minuten auf 20:11. Die Partie war entschieden auch wenn Schutterwald nichts unversucht ließ und sein Heil in einer offenen Manndeckung suchte. Aber auch hiergegen hatten die „Black Hawks“ die richtige Antwort parat, beim 25:15 in der 40. Minute durch Hoffmann betrug der Vorsprung erstmals zehn Treffer. Diesen ließen sich die Birkenauer nicht mehr nehmen und feierten mit dem 34:26 den fünften Heimsieg in dieser Spielzeit. Damit kletterte die Peribonio-Sieben auf Platz zwölf und jeder fragte sich, warum die Birkenauer erst mit dem Rücken zur Wand stehen müssen, um diese Leistung abzurufen. „Vielleicht mussten wir erst richtig am Boden liegen. Umso schöner, dass wir die Kurve gekriegt haben“, sagte List. fa
TSV Birkenau: Fischer, Peribonio (n.e.); Höhne (4/2), Junkert (2), Jano (1), List, Spilger, Fremr (7), Varak (9), Tokur (2), Hoffmann (4), Jost (2), Ritzert (2), Lanci (1)
(Quelle: WN/OZ)