Dass ein schmaler Grat zwischen überschwänglichem Jubel und maßloser Enttäuschung liegen kann, ist am Samstagabend den Oberliga-Handballern des TSV Birkenau vor Augen geführt worden. Im entscheidenden Spiel um den Klassenerhalt gegen den TV Großsachsen erfüllten die Birkenauer zunächst mit einem 33:27 (17:15)-Sieg ihre Pflicht, ehe das Warten begann. Denn der TSV war auf Schützenhilfe angewiesen. Auch der punktgleiche Konkurrent TSV Schmiden durfte zeitgleich sein Heimspiel gegen den SV Fellbach nicht gewinnen.
So erlebten die 700 Zuschauer in der Langenberghalle nach dem Ende der Partie 15 Minuten zwischen Bangen und Hoffen, ehe das Ergebnis aus Schmiden die Runde machte: 31:31, und der Jubel kannte keine Grenzen mehr. „Der Derbysieg war sicher toll, aber er wäre nichts wert gewesen, wenn Schmiden nicht unentschieden gespielt hätte. Wenn wir heute diese Chance verpasst hätten, noch aus eigener Kraft den Klassenerhalt zu schaffen, obwohl die Konkurrenz für uns spielt, hätte ich meine Schuhe an den Nagel gehängt“, sagte TSV-Torwart Andreas Fischer nach dem Sieg gegen seinen ehemaligen Verein.
„Ich habe am Donnerstag gesagt, dass es im Handball verrückt zugehen kann. Mein Team hat ein großartiges Spiel gezeigt und ist belohnt worden“, lobte Birkenaus Spielertrainer Peribonio.
Großsachsen machte es dem TSV nicht leicht. Ab dem 8:8 war Birkenau auch dank der Paraden von Keeper Fischer am Drücker, ging in Führung und gab die nicht mehr ab. Mit einer aggressiven Abwehr und schnellem, druckvollem Spiel kontrollierte Birkenau den Gegner. Vor allem die Variante mit dem bisher in der Rückrunde selten eingesetzten Routinier Peter Jano erwies sich für Spielertrainer Tonci Peribonio als Glücksgriff. Jano traf in 34 Minuten siebenmal. Dem TSV gelangen dabei plötzlich Angriffssequenzen, die zuvor in der gesamten Saison in der Langenberghalle nicht zu sehen waren. Bis zur 47. Minute hatte der TSV eine 26:20-Führung herausgespielt. Zwar schrumpfte der Vorsprung nach der Roten Karte gegen Tomas Lanci (dritte Zeitstrafe) auf drei Tore, doch dank einer sicheren Abwehr brachten die Odenwälder den Vorsprung über die Zeit.
Der Jubel nach dem Derbysieg hielt sich wegen des fehlenden Ergebnisses aus Schmiden in Grenzen. Trotz zahlreicher Versuche gab es eine Viertelstunde lang keine Verbindung nach Schmiden. „Natürlich war es anspannend, aber ich war ruhig, denn wir haben unseren Job gemacht und hatten uns nichts vorzuwerfen“, beschrieb Peribonio die Lage.
Kurz nach 21 Uhr war es aber soweit. Ein Betreuer des TSV bekam das Ergebnis mitgeteilt – 31:31, Birkenau gerettet. Der frenetische Jubel auf der Bank des TSV übertrug sich auf die Ränge. Die Spieler duschten mit Wasser und Bier.
TSV Birkenau: Peribonio, Fischer (Tor); Höhne (3), Junkert (3), Desch, Jano (7/1), List, Spilger, Fremr, Tokur (5/1), Hoffmann (2), Jost (6), Lanci (7), Fey.