Birkenau. „Wenn Birkenau undLeutershausen zu unserer Zeit gegeneinander gespielt haben, waren ein paar mehr Zuschauer da. Aber nur ein paar“, lacht Ossi Roth. Der Leutershausener, der den TSV Birkenau 1966 zur süddeutschen Meisterschaft gegen die SGL führte, denkt dabei unter anderem an die 5000 im Weinheimer Weststadtstadion (wir haben berichtet).
Zur Erinnerung an dieses große Feldhandball-Derby vor 50 Jahren traten gestern die beiden aktuellen Mannschaften von TSV und SGL gegeneinander an. Es kamen nur 150. Dafür fielen aber fast dreimal so viele Tore wie beim Birkenauer 16:12-Sieg am 28. August 1966. Gestern hatten die Leutershausener mit 31:22 (14:13) die Nase vorn. Waren die Duelle früher immer auf Augenhöhe, wurde diesmal der Drei-Klassen-Unterschied deutlich. Wenn auch nach dem kräfteraubenden 24:24 der SGL am Samstag zum Zweitliga-Auftakt gegen Bad Schwartau nicht ganz so deutlich wie erwartet.
TSV-Trainer Gabriel Schmiedt freute sich jedenfalls über dieses Spiel. „Das ist eine ganz tolle Sache für uns. Klasse, dass die SGL schon zu einem solch frühen Zeitpunkt zugesagt hat.“ Ehrensache für den Handball-Zweitligisten, schließlich geht es nicht vor allem darum, sich sportlich zu messen, sondern eher den Feldhandball-Helden von damals die Ehre zu erweisen.
Solidarische Birkenauer
Die schwelgen schon während der rasanten Partie in der Langenberghalle, die nur ansatzweise an alte Feldhandballzeiten erinnert, in alten Zeiten. Hermann Schmitt, sowohl im Feldhandballteam der SGL bei der Partie gegen Birkenau, als auch im deutschen Meisterteam 1968, hat da eine ganz besondere Geschichte auf Lager. „Ich habe damals beim Freudenberg gearbeitet und zwei Birkenauer haben mir im Vorfeld unseres Endspiels um die deutsche Meisterschaft in Mannheim angeboten, meine Schicht zu übernehmen, damit ich trainieren kann. Daraus ist eine tolle Freundschaft entstanden“, sagt Schmitt, während die Birkenauer, die daneben stehen, schon wieder freundschaftlich in Richtung Hause sticheln. „Ihr Heisemer hättet so was nicht gemacht, oder?“
Man weiß es nicht, denn das Verhältnis der Spieler untereinander sei immer gut gewesen. „Rivalität ja, aber wir haben uns alle gut verstanden“, sagt Albert Korgitta. Und auch der Leutershausener Ossi Roth, der Erzrivale Birkenau trainierte, hat nur gute Erinnerungen an seine Zeit beim TSV. „Wir hatten sehr gute Spieler, die haben nur etwas Selbstvertrauen gebraucht. Und als sie das hatten, lief es fast von allein“, sagt der 83-Jährige, der im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen lieber in der Halle als auf dem Feld spielte.
Noch heute schaut sich Ossi Roth die Spiele der SG Leutershausen an, dem Verein, in dem seine beiden Söhne groß und zu Nationalspielern wurden. „Die saßen damals noch als Knirpse neben dem Tor“, erinnert sich Korgitta, der zusammen mit den verhinderten Martin Andes, Wolf-Rüdiger Pfrang sowie dem in der Langenberghalle anwesenden Torwart Uwe Rathjen zu den TSV-Leistungsträgern zählte. Außerdem im TSV-Team von 1966: Maurer, Müller, Peller, Kolb, Brehm, Au und Mietzner. Für Leutershausen liefen Oehlschläger, Herzenstiel, Trautmann, Spengler, Hildebrand, Arndt, Hönnige, Plambeck, Bickel, Hermann und Jens Schmitt auf.
Zu den Birkenauer Leistungsträgern gestern zählte Torwart Nils Heckmann, der in der ersten Hälfte neun Paraden und maßgeblich daran beteiligt war, dass es nur 13:14 stand. Nach dem 18:17 (49.) ging den Birkenauern, deren Saisonstart erst in zwei Wochen ist, dann die Luft aus. SGL-Coach Marc Nagel wechselte kräftig durch und sah am Ende auch für sein Team einen Lerneffekt: „Heute haben wir vielleicht mehr gelernt als gegen Bad Schwartau. Denn mit halbem Tempo geht es einfach nicht.“ Auf SGL-Seite waren Stefan Salger (8) und Christopher Räpple (6/4) erfolgreichste Schützen, bei Birkenau traf Marian Kleis (7/4) am besten. AT