(msc) 30 Minuten lang sah die Begegnung zwischen der TSG Wiesloch und dem TSV Birkenau nach einer klaren Angelegenheit aus, dann änderte sich auf einmal alles – nur um doch noch das erwartete Ende zu nehmen.
Trotz einer sensationellen Aufholjagd mit vielen sehr guten Aktionen und einer gehörigen Portion Teamgeist mussten sich die Birkenauer Falken in der Wieslocher Stadionhalle unter dem Strich mit 35:36 geschlagen geben. Die Wieslocher klopfen damit weiter an der Tür zum Aufstieg oder zumindest der Relegation, die Odenwälder haben dagegen nun erneut mehr Minus- als Pluspunkte auf dem Konto. Trainer Axel Buschsieper gefällt das natürlich naturgemäß nicht, doch er hat gerade aus dem zweiten Abschnitt auch viel Positives mitgenommen. „Das wir überhaupt die Chance bekommen haben, das Spiel noch zu drehen, ist bemerkenswert“, sagt der Coach: „Insgesamt war es ein aufregendes, spannendes und auch sehr anstrengendes Spiel.“
Vor allem die erste Hälfte hatte dabei ordentlich an den Buschsiepers Nerven genagt. „Der Angriff war ordentlich, aber die Abwehr“, kritisierte er: „Die war echt bescheiden.“ 22 Gegentore mussten seine Jungs in den ersten 30 Minuten schlucken – das war eigentlich ganz anders ausgemacht. „Wir haben das Ziel formuliert, unter 25 Gegentoren zu bleiben“, verrät der TSV-Trainer mit einem Schmunzeln: „Das war nach der ersten Halbzeit schon relativ schwer.“ Die Probleme lagen dabei nicht zuletzt an den 1-gegen-1-Situationen, die Wiesloch oft für sich entscheiden konnte. „Im Moment verlieren wir zu viele Mann-gegen-Mann-Duelle, dadurch werden wir in der Abwehr unsicher“, hat auch Buschsieper die Schwachstelle bemerkt. Seine Hoffnung auf eine Besserung liegt auch an zwei Spieler, auf die er aktuell verzichten muss: „Mit Gerrit Fey und Manuel Kümpel fehlen da auch ein bisschen die Alternativen.“ Das Tempospiel im Angriff gefiel dem Coach dagegen nicht nur im zweiten Durchgang. „Wir haben über das gesamte Spiel lange Kreuzungen gehabt, haben Druck gemacht, das war in Ordnung“, so der Übungsleiter der Südhessen. Ein Manko blieb in der ersten Halbzeit aber unübersehbar: „22 Gegentore zur Pause gehen eben gar nicht.“
Wer es mit Birkenau hielt, der musste sich also in der Halbzeitpause schon einmal warm anziehen, denn der Sieg schien nicht mehr in Reichweite zu sein – doch die Gäste wollten sich nicht einfach heimlich still und leise aus Wiesloch verabschieden, ohne die eigentliche Visitenkarte abgegeben zu haben. „Wir haben umgestellt und das hat gut funktioniert“, so Buschsieper: „Nach 50 Minuten haben wir dann den Sechs-Tore-Rückstand egalisiert und konnten später sogar in Führung gehen.“ Das zwischenzeitliche 35:34 von Matthias Conrad war wieder einmal ein Beweis dafür, dass bei den Falken Potential für eine starke Saison vorhanden ist. Die Schlüsselelemente für die überragende Aufholjagd aus Buschsiepers Sicht: „Wir sind in die Mann-gegen-Mann-Situationen reingekommen, das hat uns Selbstvertrauen gegeben, aus dem heraus sich ein unglaublicher Teamgeist entwickelt hat“, freute er sich: „Jeder ist für den Anderen gelaufen, die Jungs haben sich füreinander aufgeopfert – doch es wurde leider nicht belohnt.“ Daran, dass am Ende trotzdem eine 35:36-Niederlage in der Statistik steht, konnte auch Keeper Erik Fremr nichts ändern, der ein starkes Comeback nach seiner Verletzung feierte. „Leider haben wir trotz allem unglücklich verloren, dass ist dann natürlich bitter“, so der Coach. Was ihm als Trostpreis aber zumindest bleibt, ist die Gewissheit, auch mit den schweren Geschützen der Badenliga gut mithalten zu können – bei zwei bevorstehenden Heimspielen gegen die SG Heddesheim und den HC Neuenbürg nicht die schlechteste Grundlage.
TSG Wiesloch:
Böhler, Ansmann; Dörr, Ruß 6/3, N. Maier 3, Müller 2, Tichelmann, Dutzi 2, Ganshorn 2, Sauter 8, B. Maier 4, van de Locht 2/1, Wagner 7, Heim.
TSV Birkenau:
R. Dietrich, Fremr; Höhne 8/3, Gutsche, Kreis, Kinscherf, Böhm 10, S. Dietrich 4, Zehrbach, Helbig, Schneider 2, Kleis 5, Conrad 6.