(msc) Es hätte der Tag der TSV Falken werden können. Der Spitzenreiter HC Neuenbürg 2000 patzte zu Hause gegen den TV Knielingen Handball, der Anschluss wäre möglich gewesen – doch das Team von Coach Axel Buschsieper musste selbst gegen die unangenehm spielende SG Stutensee-Weingarten mit einer 29:32-Niederlage zurecht kommen. „Wenn wir so spielen, dann haben wir Platz eins auch nicht verdient“, gab der TSV-Trainer ganz klar zu Protokoll: „Wir haben es nicht hinbekommen, die gegnerischen Schwächen auszunutzen, sondern sind selbst hinterher gerannt.“ Diese Niederlage beschäftigte Buschsieper auch noch einen Tag später. „Ich bin noch etwas angeschlagen deswegen, habe nicht gut geschlafen“, erklärt er und ergänzt mit Blick auf sein Team: „Ich hoffe, es ging anderen genauso.“
Buschsieper hatte davor gewarnt, dass die Gäste nicht zu unterschätzen sind, diese ließen bereits in den ersten Minuten der Partie Taten folgen. Eine Birkenauer Führung suchte man auf der Anzeigetafel vergeblich, bis zum 4:4 gelang immerhin jeweils der Ausgleich für die Falken. „Ich hatte das Gefühl, dass wir eigentlich gut im Spiel sind“, erklärte Buschsieper. Doch statt eines Aufbäumens Seitens der Südhessen war es der Gast, der nun noch etwas stärker wurde: Ein Ausgleich gab es nun nicht mehr, bis zur 13. Spielminute blieben die Falken zumindest auf einen Treffer dran – dann folgte allerdings der Bruch. Vier Treffer von Marvin Kikillus, der sich selbst durch eine TSV-Auszeit nicht aus dem Rhythmus bringen ließ, folgten und ließen die Birkenauer mit langen Gesichtern zurück.
„Eine miese Angriffsleistung, wir haben keine Zweikämpfe richtig geführt, uns mit einfachen Mitteln oft düpieren lassen, auch mit der Torhüter-Leistung war ich nicht einverstanden – es gibt eine lange Liste, die man jetzt abarbeiten könnte“, ärgerte sich der Coach über den schwachen Auftritt der Falken. Die letzte Bastillion, die sich gegen die Drangphase der SG Stutensee-Weingarten mit Toren wehrte war in diesen Minuten Jonas Böhm. Zunächst netzte er von der Siebenmeter-Linie zum 8:12 ein, nach zwei weiteren SG-Toren behielt er erneut die Nerven und markierte das 9:14. Trotzdem waren es inzwischen fünf Treffer, auf die das Defizit der Hausherren angewachsen war. Auch vor der Pause gingen drei der letzten vier Tore auf das Konto Böhms, der somit zum 15:18-Halbzeitstand erheblich beigetragen hatte. Der Schaden hielt sich in Grenzen, die Hoffnung darauf, doch noch wichtige Zähler einfahren zu können wuchs.
Tatsächlich lieferte der zweite Abschnitt noch einmal einen starken Kampf: Birkenau kam immer wieder auf zwei Tore heran, doch die SG-Nerven wollten einfach nicht schwächer werden. Im Mittelfeld angekommen und nur noch wenige Punkte davon entfernt, auch rechnerisch nichts mehr mit dem Abstieg zu tun zu haben, spielte das Team aus Stutensee befreit auf und ließ sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Für die Falken ging es dagegen noch um die Chance zum Aufstieg, entsprechend motiviert war die Buschsieper-Sieben auch. Das hatte indes nicht nur positive Folgen, denn zur Schlussphase gingen die Nervenduelle eher an die entspanntere SG. Böhm verpasste vom Punkt nach fünf Treffern den sechsten Versuch zum 20:22, Sascha Höhne zwei Minuten später ebenfalls zum 20:23.
Für Buschsieper blieb zum Start der letzten Viertelstunde nur noch die Wahl, eine letzte Auszeit zu nehmen und noch einmal alles aus seiner Mannschaft heraus zu holen. Doch statt das 21:25 zu verkürzen, stand es sechs Minuten später sogar 23:29 – der finale Nackenschlag für Birkenau. „Wir waren teilweise überfordert, ich dachte wir wären schon einen Riesenschritt weiter“, gibt Buschsieper zu: „Das war ein Rückschlag, jetzt haben wir eine Menge Arbeit.“ In den Schlussminuten gelang zwar eine Aufholjagd, doch die Zeit dafür war zu knapp. Lukas Gutsches 29:31 zeigte unter dem Strich nur, wie nah die Odenwälder an den big points im Aufstiegskampf dran waren – ehe Marvin Kikillus den 32:29-Endstand für seine SG Stutensee-Weingarten in die Maschen setzte.
Wir müssen im Training vielleicht die Zügel anziehen“, so Buschsieper: „Wir müssen klar machen, dass es so nicht geht.“ Gerade mit der Umsetzung der jüngsten Trainingsinhalte war der Coach unzufrieden. „Stutensee-Weingarten war in den beiden Halbpositionen in der Abwehr sehr offensiv – genau das haben wir dienstags und donnerstags trainiert“, lässt er wissen und ärgert sich: „Es hat aber gar nicht geklappt im Spiel, das ist bitter.“ Bitter war auch die Schulterverletzung, die sich Böhm zuzog. „Er konnte dann kaum noch werfen, bevor es ganz schlimm wurde, haben wir ihn rausgenommen“, erklärt Buschsieper, der mit Kapitän Gerrit Fey und Torhüter Erik Fremr bereits auf zwei Leistungsträger verzichten muss: „Der Ausfall von Gerrit ist für uns schwer zu verdauen, auch bei Jonas befürchte ich, dass es etwas Schlimmeres wird – das wäre bitter für uns.“
TSV Birkenau:
R. Dietrich, Heckmann; Böhm 9/5, Kleis 6/1, Gutsche 4, Kümpel 3/1, Conrad 3, Höhne 2, Kinscherf 1, S. Dietrich 1, Fey, Jöst, Zehrbach, Brock.
SG Stutensee-Weingarten:
Helfenbein, Duck; Kikillus 12/2, Weickum 8, Rudolf 5, Bieberstein 3, Pollmer 2, Waltert 1, Dozic 1, Martus, Kaupa.
Bilder: Mathias Brock